Trigon-Modell: 7 Basisprozesse der Organisationsentwicklung

Strategische Stadtentwicklung

Die Erkenntnisse der modernen Organisationsentwicklung können auf die strategische Stadtentwicklung übertragen werden. Hier wie dort rückt Prozessberatung an die Stelle der Gutachterberatung. Dies erfordert neue Formen der Bürgerbeteiligung und externe Moderation.

Kommunale Klimawende und Digitalisierung sind Querschnittsfunktionen in der strategischen Stadtentwicklung. Alle Funktionen einer Kommune sollten auch mit Blick auf diese Megatrends gestaltet werden.


Zusammenwachsen der beiden Ortsteile

Das Entwickeln eines gemeinsamen Leitbilds, Mottos bzw. einer Zukunftsvorstellung bietet die Chance, in diesem Prozess die unterschiedlichen Werte der beiden Ortsteile zu reflektieren und nutzbar zu machen.

Das Zusammenwachsen kann an gemeinsamen Wurzeln anknüpfen, z. B. der mittelalterlichen Geschichte und Zugehörigkeit zum Kloster Preetz.

Gute Beispiele für Verbindendes sollten herausgestellt werden, z. B. die Büchereien, die Zusammenarbeit der Hausmeister oder die Leichtathletiksparte.

Das Mitwirken in regionalen Kooperationen erfordert und fördert das Zusammenwachsen der Ortsteile. Einigkeit nach innen ist nötig für ein wirksames Auftreten nach außen.

Die Beziehung der beiden Ortsteile zueinander wird auch bestimmt durch ihr jeweiliges Verhältnis zu anderen Partnern. Gerade mit Blick auf eine konstruktive Zusammenarbeit der Stadt Schwentinental in regionalen Kooperationen ist es nötig, auch das jeweilige Verhältnis zu Kiel als Oberzentrum innerhalb eines 10 km-Radius und als Landeshauptstadt sowie zum Kreis Plön zu klären.

Bürgerbeteiligung

Themen aus der Vergangenheit wirken nach und binden Energie. Einwohner*innen wünschen sich mehr Transparenz. Für eine strategische Stadtentwicklung bedeutet das: Neue Formen der Bürgerbeteiligung entwickeln. Bereits diese Aufgabe ist ein Prozess, der mit Bürgerbeteiligung erfolgen sollte. Das Leitbild sollte ein Bekenntnis zu Bürgerbeteiligung ablegen.

Im Wunsch nach mehr Transparenz drückt sich der  Wunsch nach mehr Offenheit, nach anderen Formen der Information und der Einbindung aus. Hierzu sind Formate zu entwickeln und zu etablieren, die sowohl den Prozess der Entscheidungsfindung wie auch den Prozess der Umsetzung nachvollziehbar gestalten und eine zeitnahe Einflussnahme ermöglichen.

Bürgerbeteiligung bedeutet einen kulturellen Wandel. Deshalb  ist Digitalisierung hierbei auch nur ein Mittel, kein Patentrezept. Ein Online-Portal mit adressatengerechtem Bürgerinformationssystem, Online-Umfragen und der Möglichkeit, Probleme im öffentlichen Raum nicht nur zu melden, sondern auch deren Status zu verfolgen, bietet Chancen für Transparenz und Bürgerbeteiligung. Daneben sollten allerdings auch weitere Formate wie Informationsveranstaltungen, Workshops oder Präsentationen von externen Experten organisiert und verstärkt genutzt werden.

Indem Wettbewerbe für Planer und Architekten ausgeschrieben werden, kann die Einflussnahme von Bürger*innen gestärkt werden. Dieser frühzeitige Prozess mit dem Festlegen von Kriterien, der Besetzung des Entscheidungsgremiums und der öffentlichen Präsentation der Entwürfe bietet vielfältige Chancen für öffentliche Diskussionen.

Jugendparlament

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Planungen und Vorhaben, die sie betreffen, ist nach § 47 f der Gemeindeordnung von Schleswig-Holstein geboten. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist allerdings mehr als ein formaler Akt. Wie die Bürgerbeteiligung insgesamt ist sie ein Teil des kulturellen Wandels, der gewollt und unterstützt werden muss.

Auch wenn das Jugendhaus in Klausdorf von der Astrid-Lindgren Schule tagsüber mitgenutzt werden muss, um räumliche Ressourcen angesichts steigender Schülerzahlen effizient zu nutzen, so ist für diese Situation eine faire Lösung mit den Kindern und Jugendlichen als Nutzer des Jugendhauses zu finden.

Regionale Kooperationen

Das Land Schleswig-Holstein setzt bei der Innovationsstrategie auf regionale Kooperationen. Solche Kooperationen sind teilweise zwingende Voraussetzung für das Einwerben von Fördermitteln. Das Schwentinental muss in diesem Rahmen eine eigene Positionierung finden und ein aktiverer Partner in diesen Netzwerken werden.

Mir ist es wichtig, dass diese zukunftsweisenden Entscheidungen bewusst getroffen werden - unabhängig von Fördermitteln, die für die Schwentinebrücke möglicherweise in Aussicht gestellt werden. Dazu muss sich Schwentinental über eigene strategische Ziele klar werden. Ist "maritime Wirtschaft" ein Thema für eine Stadt, die nicht direkt an der Ostsee liegt? Passt die AktivRegion Ostseeküste besser zu unseren Vorstellungen von Tourismus, weil wir von dort Tagestouristen anlocken wollen? Wollen wir die Entwicklungsachse, die der Landesentwicklungsplan definiert, nutzen und mit der Bahnlinie in Zeiten der Klimawende gezielt auf die Region Schwentine-Holsteinische Schweiz setzen?

Vertreter beider AktivRegionen sollten zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen werden, um die jeweiligen strategischen Schwerpunkte, Arbeitsweisen, Kooperationsstrukturen, Erfolge etc. vorzustellen. Die jeweiligen integrierten Entwicklungsstrategien müssen dann mit eigenen strategischen Zielen abgeglichen werden - die ggf. erst noch definiert werden müssen. 

Tourismus

Laut Landesentwicklungsplan ist Schwentinental Teil des Entwicklungsraums für Tourismus und Erholung. Im Rahmen der strategischen Stadtentwicklung ist ein eigenes Tourismuskonzept zu entwickeln. Auch hier möchte ich geeigente Formen der Bürgerbeteiligung nutzen, damit ggf. langfristig wirkende Entscheidungen zur Infrastruktur auf breiter Basis akzeptiert werden.

Der Tourismus Cluster.SH hat Elektromobilität als Chance für Tourismusbetriebe und Regionen erkannt. Pedelecs, eBikes und eRoller bieten die Möglichkeit, größere Gebiete auf umweltfreundliche Art zu erkunden. Wenn wir regional denken und handeln, bieten sich hier Chancen für das Schwentinental. Räumlich bietet es sich an, eine Verleihstation am Bahnhof anzusiedeln.

Stadtteilzentrum in Raisdorf

Der Vorentwurf zur Fortschreibung des Landschaftsplans der Stadt Schwentinental (12.9.2016) weist den Bereich Rönner Weg/ Dorfstraße als "öffentliche Grünflächen mit besonderer Bedeutung" aus. Hier besteht Handlungsbedarf!

Der Investitionspakt "Soziale Integration im Quartier" ist eine Möglichkeit, Fördergelder für Investitionen in die soziale Infrastruktur zu gewinnen. Es sollen Räume für Bildung und Begegnung geschaffen werden, um vor Ort Teilhabe und Integration aller Menschen unabhängig von Einkommen, Alter, Herkunft und Religion zu ermöglichen. Gefördert werden alle Einrichtungen, die eine besondere Funktion für die soziale Integration vor Ort haben. Auch die Förderung von Integrationsmanager*innen ist möglich, die die Menschen des Quartiers von Anfang an in den Gestaltungsprozess einbinden.

Die räumliche Nähe zur Seniorentagesstätte und zum Seniorenheim, das selbst in die Jahre gekommen ist, bieten gerade hier Möglichkeiten, einen Raum für Begegnungen zu schaffen.Die DRK Kita Dorfstraße sollte in dieses Konzept einbezogen werden. Gehirntraining nützt Jung und Alt. (Vor-)Lesepaten können schon im Vorschulalter Lust auf Lesen machen.  

  1. Angesichts der großen Bedeutung, die die Feuerwehren in beiden Ortsteilen genießen, ist es mir unverständlich, dass es Simmen gibt, die das Heimatmuseum, die Alte Feuerwache, abreißen wollen.Gerade hier gibt es etwasBewahrenswertes, das in das Quartierskonzept einbezogen werden sollte!

Kommunale Energiewende/
Tiefe Geothermie

Der Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein hat das Schwentinental als einen potentiellen Standort für Tiefe Geothermie identifiziert.

In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Heide sich das Ziel gesetzt hat, im gesamten Stadtteil Rüsdorf nur erneuerbare Energien zu nutzen (20 ha, 500 Einwohner). Dieses Vorhaben, QUARREE100, wird vom Bund mit 24 Mio. EUR gefördert. Nach 2 Jahren Forschungsphase tritt Heide jetzt in die Umsetzungsphase ein. Erfolgsfaktoren für dieses Projekt sind unter anderem die wissenschaftliche Begleitung durch mehrere Hochschulen sowie Bürgerbeteiligungen in Form von Einwohnerversammlungen und Sprechstunden der Projektpartner.

Hier zeigt sich exemplarisch wie mit anderen und von anderen gelernt werden kann, um die eigene Kommune voranzubringen.

Wirtschaft in Schwentinental

Die Regionale Innovationsstrategie Schleswig-Holstein (RIS.SH) hat folgende Felder identifiziert:
  • Maritime Wirtschaft
  • Life Sciences
  • Erneuerbare Energien
  • Ernährungswissenschaft
  • IT, Telekommunikation, Medien
  • Tourismuswirtschaft.
Es ist aus meiner Sicht sinnvoll, den Megatrend Klimawende für die wirtschaftliche Positionierung des Schwentinentals zu nutzen und hier der Regionalen Innovationsstrategie zu folgen. Mit der Energie Systeme Nord GmbH (ESN) ist hier bereits eine Basis geschaffen worden. Zu denken wäre hier an Firmen aus den Bereichen Sensoren- und Sensorsysteme, Energiespeicher, Wärmepumpen, Wasserstofftechnologie oder eben dem Bereich rund um tiefe Geothermie.

Schwentinental kann an seine Stärke "Schwentine" anknüpfen und dem Zukunftstrend "Gesundheitswirtschaft" folgen, indem es die Bereiche Tourismus/ Gesundheitswirtschaft kombiniert. Dabei verstehe ich Gesundheitswirtschaft umfassend, als Entwicklung von Körper, Seele und Geist. Angesichts existierender Unterkünfte im Umland und der knappen Ressource Bauland würde ich eher auf Tagestouristen setzen als eigene Bettenburgen zu errichten.

Vor dem Hintergrund, dass bei Betriebsstätten in mehreren Kommunen die Gewerbesteuer nach den maßgeblichen Arbeitslöhnen zerlegt wird, die in jeder Kommune gezahlt werden (§ 28 - 35 GewStG), ist anzustreben, Firmen anzulocken, die personalintensive Wissensarbeit/ Projektarbeit anbieten.

Digitalisierung in der Verwaltung

Als Bürger*innen haben Sie einen Anspruch auf eine effiziente Verwaltung. Der Bürgermeister ist in erster Linie Chef der Verwaltung. Digitalisierung kann Effizienz und Transparenz erhöhen. Es geht dabei jedoch nicht vorrangig um Technik, sondern um gelebte Prozesse, die sowohl von den Mitarbeiter*innen in der Verwaltung als auch von den Einwohner*innen angenommen werden. Auch hier setze ich auf Beteiligung beim Einführen von Systemen und dem Gestalten damit zusammenhängender Veränderungen.

Ein Bürgerinformationsportal ist adressatengerecht zu gestalten. Prozesse im Backoffice sind anzupassen.

"Klarschiff" ist eine Open Source Software, die das derzeitige System zum Melden von Problemen im öffentlichen Raum weiterführt. Meldungen sind mit Status öffentlich sichtbar und werden auf der Karte genau dort angezeigt, wo das Problem auftritt. Das Portal kann auch genutzt werden, um Ideen zu sammeln, z. B. geeignete Flächen für Blühwiesen im öffentlichen Raum  mit Bürgerbeteiligung zu identifizieren.

Die Möglichkeit, Online-Bürgerbefragungen durchzuführen, um vor Entscheidungen kostengünstig ein umfassendes Meinungsbild einzuholen, habe ich exemplarisch hier demonstriert.

Online-Bürgerbefragung